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27. November 2007

ANAMUR!

Da sich die Visabeschaffung für Syrien und die Reparatur der Moloch wohl noch etwas hinziehen wird, haben wir beschlossen, Istanbul für ein paar Tage zu verlassen und eine kleine Reise durch die Türkei zu machen.
Die erste Wahl war Dogubayazit, die Stadt am heiligen Berg Ararat. Der Legende zufolge soll auf dem Ararat die Arche gestrandet sein, und auch in allen anderen Religionen spielt der ~5200 Meter hohe, ziemlich allein in der Landschaft herumstehende und höchste Berg der Türkei eine Rolle.
Der Ararat ist das Nationalsymbol der Armenier – ungeachtet der Tatsache, dass er in der Türkei liegt. Er ist im Wappen Armeniens abgebildet und früher im Staatswappen der Armenischen SSR. Die Türkei protestierte seinerzeit mit dem Hinweis, dass der Berg auf türkischem Staatsgebiet liege und deshalb nicht von Armenien oder der Sowjetunion für sich beansprucht werden könne. Der sowjetische Außenminister Gromyko erwiderte jedoch mit der Feststellung, dass die Türkei schließlich den Mond in der Flagge führe, obwohl weder der Mond noch ein Teil davon zum Staatsgebiet der Türkei gehörten. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass das Wappen der ehemaligen UdSSR eine Weltkugel unter Hammer und Sichel zeigte. (http://www.arche-noah-heute.de/ararat.html)

Wenn der Wetterbericht irgendwas von knackigen Minusgraden und Schnee erzählt, verliert sich auch in der Türkei der Finger auf der Landkarte schnell von selbst irgendwo im Süden ... Irgendwo an der Mittelmeerküste sollte man jetzt sein. Möglichst weit im Süden. Der Lonely Planet schreibt über Anamur, dass es dort das einzige Bananenanbaugebiet der Türkei gibt, dazu zwei Ruinen und sonst nicht viel. Genau richtig für zwei Reisende mit Grosstadtfrust.
Jetzt nur noch mit dem Zug nach Süden, dann mit dem Bus ein Stück nach Westen und ab an den Strand.

Mit der türkischen Staatsbahn nach Adana zu fahren, ist von Istanbul aus kein Problem. Täglich fährt der 'IC Anadolu Mavi', eine komfortabler Expresszug, vergleichbar mit dem Eurocity. Aber nur der Zug. Die Strecke wurde 1903 bis 1940 maßgeblich von Holzmann und Krupp gebaut. Gern wird über die Beteiligung der armenischen Minderheit im Osmanischen Reich an diesem Projekt geschwiegen, die erst als Zwangsarbeiter die Trasse baute und später mit der Bagdadbahn in die Wüste deportiert wurde. Zehntausende Armenier starben allein beim Bau der Eisenbahn. (http://de.wikipedia.org/wiki/Bagdadbahn)


Heute dauert die 1100 km lange Fahrt von Istanbul nach Adana 19 Stunden, dabei ist das ein Expresszug!
Unglaublich, wie sich so ein türkischer Fernzug stundenlang über die zentralanatolische Hochebene quält. Die Schienen liegen mehr oder weniger auf Stoss und die Wagen rumpeln im sonoren Takt durch die Steppe. Die Einen finden sowas romantisch, für Andere ist es nur unglaublich anstrengend. Für uns ist es irgendwas dazwischen.
Zugfahren ist in der Türkei die absolut billigste Art zu Reisen, so ist der Zug bis auf den letzten Platz besetzt und wird von ganzen Familien inkl. Hausrat und Teppichen und Kisten und Kartons und Säcken und was weiß ich nicht allem bevölkert.
Es ist ein buntes Treiben. Und es gibt Tee und Kaffee am Platz. Alles in allem ein echter Geheimtipp für Zugfans, denen der Balkanexpress nur ein müdes Lächeln abringen kann.
Nach etlichen Stunden im Zug kommen wir dann endlich in Mersin an. Es ist WARM.
Nur eine Stadtrundfahrt im Dolmus entfernt, liegt der Busbahnhof in Wirklichkeit direkt um die Ecke. Und uns wird wieder mal klar, dass wir nicht alles glauben müssen, was die Leute so erzählen.

Jetzt nur noch mit dem Bus nach Anamur. Klingt gut, oder? Ist es aber nicht.
Fakten:
+ Reisebus von Mercedes, Erstzulassung unbekannt.
+ 320 km
+ winzige Küstenstraße
+ Serpentinen
+ Rollsplitt
+ Gegenverkehr von Bananenlastern, bis weit übers Dach beladen
+ Serpentinen
+ enge Serpentinen
+ und jetzt kommt’s: das alles nachts.

Fünf Stunden und drei Beinahekatastrophen später stehen wir auf dem Busbahnhof Anamur. Es ist abends um Zehn und es ist warm. Aber HALLO!
Keine 50 Meter trennen uns noch von unserem Bett und wir sind völlig alle. Insgesamt sind wir jetzt schon 28 Stunden unterwegs.

Der Strand und fast 30 Grad am nächsten Tag machen das aber schnell wieder vergessen. Und wir haben Caretta Caretta getroffen. In Echt und in viel.
Was für ein Spaß! Schildkröten. In wild. Überall was zum gucken. (http://de.wikipedia.org/wiki/Caretta_caretta)

Und wir haben zum ersten Mal Bananenbäume in wild gesehnen. Sogar mit Bananen dran. (Viel größer als der Bananenbaum in unserem Lesezimmer.) Die Bananen sind hier sehr klein, sehr süß und sehr bananig. Soooo lecker! Einfach abknacksen, schälen und unter der Nase rein. Mampf.

Und Apfelsinenplantagen gibt es hier. Wohin das Auge blickt.
Und die Ruine gibt es auch. Und Strand. Hatte ich schon mal die knapp 30 Grad erwähnt und dass wir am Strand gelegen haben? Und dass wir im Meer gebadet haben?
Die Stimmung ist so gut wie schon lange nicht mehr. Hier macht warten auf Pässe und Teile doch mehr Spaß als im regnerischen Istanbul.
Achso, geregnet hat’s auch. Und gewittert. In richtig große Gruppe.

Szene, Anamur, kurz nach Mitternacht:
Solvi und Ronny sitzen auf dem Balkon, direkt gegenüber einer Moschee mit vier Minaretten. Die Bühne wird seitlich von einem großen Strahler des Busbahnhofes erleuchtet. Es gewittert.
Solvi: Kann der Blitz nicht mal den Strahler auf dem Bahnhofsdach ausknipsen, der nervt wirklich.
Ronny: Naja, das Gewitter kommt jedenfalls immer näher.
Blitze zucken und der Donner wird immer kräftiger.
Ronny: Und wenn wir grad dabei sind, würd’ ich mir noch wünschen, dass der Blitz die Moschee ausmacht. Vielleicht nicht nur die Lampen, sondern gleich die kompletten Lautsprecher mit allem drum und dran …
Solvi: Wow, das regnet und stürmt, da unten steht die ganze Straße unter Wasser.
Dann blitzt und kracht es und die gesamte Straßenbeleuchtung ist auf einmal aus. Stromausfall. Kurze Zeit später gehen alle Lichter wieder an. Alle Lichter? Fast. Nur der große Scheinwerfer auf dem Dach des Busbahnhofs bleibt dunkel.
Solvi: Ich werd nicht wieder, das funktioniert! Und jetzt noch die Moschee bitte.
Ein unglaublicher Hieb erschüttert die Bühne, als der Blitz ca. 15 Meter Luftlinie entfernt in den vorderen Turm der Moschee einschlägt, für einen Augenblick ist alles taghell. Die Lichter der Moschee erlöschen.
Ronny: Strike!!!!!!!!!!!!

Auch am nächsten Morgen bleibt die Szene erstaunlich ruhig. Der Muezzin hat offensichtlich keine Lust auf den Turm zu steigen, so können wir ausschlafen und der Elektriker kann seinen Lebensunterhalt heute im Gotteshaus verdienen …

Diese Szene hat sich so ereignet: Das Ganze hat etwa zehn Minuten gedauert und wird ein Leben lang unsere intensivste Erinnerung an Anamur bleiben – wir werden unsere Wünsche ab jetzt nur noch dosiert einsetzen, sowas kann auch in die Hose …

Umzug. Das Hotel Dedehan ist nicht schön. Das Grand Hotel Hermes schon. Und es liegt direkt am Strand. Und es kostet fast das Gleiche. Und das Frühstück ist genau so erbärmlich.

Umzug. Das Hotel Bella liegt direkt hinter dem Hotel Hermes. Die Zimmer sind nicht ganz so schön, dafür gibt’s Internet und Frühstücksbuffet.
Und teuren, dafür aber unglaublich leckeren Fisch am Abend. Und Krabben. (Die sollten unserer Meinung nach lieber weiter im Meer rumplanschen, auf den Tisch gehört sowas nicht.)

Und es gibt um die Ecke Katrin und Ronny. Beide sind vor 19 Jahren nach Anamur gekommen und hängen geblieben. Katrin hilft in Ascans Buffet aus (einem Strandkiosk), weil sie am liebsten da arbeitet, wo es ihr gefällt und der Baba ist schließlich schon 71 Jahre alt und sollte nicht mehr den ganzen Tag Wasser und Cola schleppen müssen, sondern bei einem Schwatz im Teehaus sitzen. Ronny macht dies und das, von Motorräder reparieren bis Hotelbetrieb.
Abends sitzen wir bei einem Tee am Strand und freuen uns alle über Landsleute. Katrin kommt aus Radeberg und sächselt die Türken voll, Ronny hat uns vorhin noch zufällig mit dem Gespann aufgegabelt und zum Busbahnhof mitgenommen. Er ist auf dem Weg nach Zypern und besucht dort einen Freund.

So geht unser letzter Abend in Anamur wie im Fluge vorbei und die Rückreise ist irgendwie total unspektakulär. Nur im Zug gibt es eine kleine Schlägerei. Nebenan brüllt ein Typ seine Frau solange voll, bis mir der Geduldsfaden reißt und ich ein bisschen mitbrülle. Auf deutsch und in barsch. Dann ist Ruhe.
Jetzt sitzen wir schon wieder in Istanbul, die Moloch ist wieder fit und wir haben nigelnagelneue Pässe mit Visa für Syrien und Solvi ist erkältet.

Aber MORGEN, ja morgen geht’s wieder mit dem Fahrrad los, quer durch die Türkei.

Labels:

Anonymous Anonym said...

hallo bruderherz, hallo solvi

ich sitze die letzten wochen jedes mal aufs neue gespannt vorm rechner um zu schauen ob es von euch was neues gibt.
freu mich total auf diesem weg was von euch zu hören und ein stück eurer reise so miterleben zu dürfen. ihr macht das super!!!

ich wünsch euch ganz viel spaß, abenteuer, mut und zuversicht für die noch so weite reise.

liebe grüße aus dem winterlichen erfurt, kathy + family

27.11.2007, 23:49:00  

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