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13. Dezember 2007

Durch das wilde Turkistan.

Die Moloch ist endlich wieder fit und wir sind erkältet. Volle Kanne Rotz. Das ist wohl die Fatwa aus Anamur. Aber egal, wir wollen endlich wieder Rad fahren. Mit dem Zug verlassen wir die Metropole und starten unser „Abenteuer Zentral-Anatolien“.

Als wir in Bilecik aus dem Zug klettern, die erste Ernüchterung. Schnee. Erstmal bloß ein bisschen, aber wir wollen ja erst in die Berge.
Der Weg versteckt sich auch, so campen wir „oben“ unter einer Kiefer, irgendwo am Hang, inmitten weißer Pracht.


Die nächsten Tage führen uns dann wirklich ins „wilde Turkistan“. Nur Landschaft, kaum Menschen. Dafür hinter jedem Hügel ein ganz neues Bild. Sanfte Hügelketten wechseln sich mit schroffen Felsenschluchten ab, aus Olivenhainen werden Schneewüsten. Bergauf und bergab fahren wir in wenigen Tagen durch sämtliche Vegetationszonen. Die Menschen hier sind auch alle ausnehmend nett. Sobald eine dunkle Wolke an einem Gipfel auszumachen ist, werden wir mit lautem Rufen und wildem Winken in das nächste Teehaus gebeten und mit heißem, ausgesprochen leckerem Cay abgefüllt, bis das Wetter wieder besser ist. Fast scheint es, die Menschen wollen sich für das schlechte Wetter entschuldigen...

Den Höhepunkt bildet dann ein Stausee. Wir bekommen den Weg zur Piste nicht nur beschrieben, der freundliche Mensch von der Tankstelle lässt es sich nicht nehmen, uns mit Kaffee + Popcorn + Weintrauben + Mandarinen zu bewirten und uns danach mit seinem LKW direkt bis zum See hinter Yenice zu fahren. Ein willkommener Lift im strömenden Regen.
Aus der mehr oder weniger guten Straße wird erstmal Piste. Und wir finden einen Eine-Million-Sterne-Zeltplatz: wie aus dem Märchen, kleine Bäumchen und Büsche in saftigem Grün, Moos als Matze, natürlich etwas Trockenes zum Feuermachen und eine Feuerstelle, bei der nur ein Päckchen Streichhölzer gefehlt hat. Diesmal keine Hunde, dafür grunzt nachts eine Rotte Wildschweine am Zelt vorbei. Schon komisch, so nachts um zwei. Die waren höchstens fünf Meter weg. Am nächsten Morgen sehen wir nur die Spuren, hüpfen uns warm und futtern die Granatäpfel, die wir tags zuvor geschenkt bekamen.




Leider ist unser Wasser gerade mal wieder knapp, aber direkt nach dem Start finden wir eine Quelle zum „Tanken“. Es sollte nicht die Letzte sein.
Laut unserer „tollen“ Karte geht es dort irgendwo bergauf. Das ist wohl das Einzige, was stimmt. Es geht bergan. Viereinhalb Stunden. Von 400 auf 1600 Meter. Anfangs dachten wir noch: „So weit kann das ja nicht mehr sein …“. War’s aber doch. Es wurde immer höher und steiler und immer kälter und immer karger und nachher sogar so vereist, dass wir unseren Zug schieben mussten. Außer einer Familie, die aus der Karre sprang, um im Schnee herumzutollen, gab’s auch keine Menschen in dieser Gegend. Endlich auf dem Pass angekommen: die nächste Überraschung. Es geht NICHT bergab! Also schon so ein bisschen, aber wir haben endlich die zentral-anatolische Hochebene erreicht – und was sich uns jetzt offenbart, spottet jeder Beschreibung. Eine Ebene mit braunen Grasbüscheln, karge Erde und jede Menge Nichts. Keine Dörfer. Keine Menschen. Nicht mal Gestrüpp. Im nächsten Ort findet sich keine Übernachtungsmöglichkeit. So müssen wir schließlich doch bei einbrechender Dämmerung nach Eskisehir aufbrechen, denn nachts wird es so bitterkalt, dass an Zelten nicht mal zu denken ist (-10°C). Die nächsten Tage werden dann das völlige Fiasko. Vier Grad, Regen, stürmischer Gegenwind, Schneeregen. Einzeln oder gemischt. Das tut nicht gut. Vor allem nicht unserer Erkältung. Wir wollen wieder ans Meer! So ein bisschen Küstenstraße … und Sonne … und 15 Grad mehr … Das wär nicht schlecht. Dank der Hilfe von 6 (sechs!) von uns durch Tee und große Augen gefügig gemachten, freundlichen Reisebushelfern wird das Tandem plus Gepäck mitten in der Nacht in einen Reisebus verladen und wir erreichen am frühen Morgen den westlichsten Punkt auf unserem Kartenschnipsel: Fethiye.


--
die reisenden


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Istanbul, ein Nachtrag.

Radfahren macht in Istanbul nicht wirklich Spaß. Ganz anders aber gestaltet sich die Situation für Reisende, die in der heimlichen Hauptstadt der Türkei irgendetwas an Ihrem Rad (Velo) zu reparieren haben.
Direkt gegenüber vom Sirkeci-Bahnhof (europäische Seite) findet man alles, was des Reiseradlers Herz begehrt. Von hochwertigen Ketten, Kurbeln, Zahnkränzen über DT-Naben, Edelstahl-Speichen, Mavic-Laufräder bis zu Schwalbe Reifen gibt es hier fast nichts, was es nicht gibt… Die erste Adresse ist sicherlich PedalSportief. Der Besitzer spricht unter anderem perfekt deutsch, kennt sich aus und kann einem sicherlich einen Laden zeigen, der die Teile hat, die er selbst gerade nicht hat – oder besorgt sie kurzerhand, notfalls per Expressversand über DHL direkt aus Deutschland – extrem teuer, aber möglich.

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27. November 2007

ANAMUR!

Da sich die Visabeschaffung für Syrien und die Reparatur der Moloch wohl noch etwas hinziehen wird, haben wir beschlossen, Istanbul für ein paar Tage zu verlassen und eine kleine Reise durch die Türkei zu machen.
Die erste Wahl war Dogubayazit, die Stadt am heiligen Berg Ararat. Der Legende zufolge soll auf dem Ararat die Arche gestrandet sein, und auch in allen anderen Religionen spielt der ~5200 Meter hohe, ziemlich allein in der Landschaft herumstehende und höchste Berg der Türkei eine Rolle.
Der Ararat ist das Nationalsymbol der Armenier – ungeachtet der Tatsache, dass er in der Türkei liegt. Er ist im Wappen Armeniens abgebildet und früher im Staatswappen der Armenischen SSR. Die Türkei protestierte seinerzeit mit dem Hinweis, dass der Berg auf türkischem Staatsgebiet liege und deshalb nicht von Armenien oder der Sowjetunion für sich beansprucht werden könne. Der sowjetische Außenminister Gromyko erwiderte jedoch mit der Feststellung, dass die Türkei schließlich den Mond in der Flagge führe, obwohl weder der Mond noch ein Teil davon zum Staatsgebiet der Türkei gehörten. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass das Wappen der ehemaligen UdSSR eine Weltkugel unter Hammer und Sichel zeigte. (http://www.arche-noah-heute.de/ararat.html)

Wenn der Wetterbericht irgendwas von knackigen Minusgraden und Schnee erzählt, verliert sich auch in der Türkei der Finger auf der Landkarte schnell von selbst irgendwo im Süden ... Irgendwo an der Mittelmeerküste sollte man jetzt sein. Möglichst weit im Süden. Der Lonely Planet schreibt über Anamur, dass es dort das einzige Bananenanbaugebiet der Türkei gibt, dazu zwei Ruinen und sonst nicht viel. Genau richtig für zwei Reisende mit Grosstadtfrust.
Jetzt nur noch mit dem Zug nach Süden, dann mit dem Bus ein Stück nach Westen und ab an den Strand.

Mit der türkischen Staatsbahn nach Adana zu fahren, ist von Istanbul aus kein Problem. Täglich fährt der 'IC Anadolu Mavi', eine komfortabler Expresszug, vergleichbar mit dem Eurocity. Aber nur der Zug. Die Strecke wurde 1903 bis 1940 maßgeblich von Holzmann und Krupp gebaut. Gern wird über die Beteiligung der armenischen Minderheit im Osmanischen Reich an diesem Projekt geschwiegen, die erst als Zwangsarbeiter die Trasse baute und später mit der Bagdadbahn in die Wüste deportiert wurde. Zehntausende Armenier starben allein beim Bau der Eisenbahn. (http://de.wikipedia.org/wiki/Bagdadbahn)


Heute dauert die 1100 km lange Fahrt von Istanbul nach Adana 19 Stunden, dabei ist das ein Expresszug!
Unglaublich, wie sich so ein türkischer Fernzug stundenlang über die zentralanatolische Hochebene quält. Die Schienen liegen mehr oder weniger auf Stoss und die Wagen rumpeln im sonoren Takt durch die Steppe. Die Einen finden sowas romantisch, für Andere ist es nur unglaublich anstrengend. Für uns ist es irgendwas dazwischen.
Zugfahren ist in der Türkei die absolut billigste Art zu Reisen, so ist der Zug bis auf den letzten Platz besetzt und wird von ganzen Familien inkl. Hausrat und Teppichen und Kisten und Kartons und Säcken und was weiß ich nicht allem bevölkert.
Es ist ein buntes Treiben. Und es gibt Tee und Kaffee am Platz. Alles in allem ein echter Geheimtipp für Zugfans, denen der Balkanexpress nur ein müdes Lächeln abringen kann.
Nach etlichen Stunden im Zug kommen wir dann endlich in Mersin an. Es ist WARM.
Nur eine Stadtrundfahrt im Dolmus entfernt, liegt der Busbahnhof in Wirklichkeit direkt um die Ecke. Und uns wird wieder mal klar, dass wir nicht alles glauben müssen, was die Leute so erzählen.

Jetzt nur noch mit dem Bus nach Anamur. Klingt gut, oder? Ist es aber nicht.
Fakten:
+ Reisebus von Mercedes, Erstzulassung unbekannt.
+ 320 km
+ winzige Küstenstraße
+ Serpentinen
+ Rollsplitt
+ Gegenverkehr von Bananenlastern, bis weit übers Dach beladen
+ Serpentinen
+ enge Serpentinen
+ und jetzt kommt’s: das alles nachts.

Fünf Stunden und drei Beinahekatastrophen später stehen wir auf dem Busbahnhof Anamur. Es ist abends um Zehn und es ist warm. Aber HALLO!
Keine 50 Meter trennen uns noch von unserem Bett und wir sind völlig alle. Insgesamt sind wir jetzt schon 28 Stunden unterwegs.

Der Strand und fast 30 Grad am nächsten Tag machen das aber schnell wieder vergessen. Und wir haben Caretta Caretta getroffen. In Echt und in viel.
Was für ein Spaß! Schildkröten. In wild. Überall was zum gucken. (http://de.wikipedia.org/wiki/Caretta_caretta)

Und wir haben zum ersten Mal Bananenbäume in wild gesehnen. Sogar mit Bananen dran. (Viel größer als der Bananenbaum in unserem Lesezimmer.) Die Bananen sind hier sehr klein, sehr süß und sehr bananig. Soooo lecker! Einfach abknacksen, schälen und unter der Nase rein. Mampf.

Und Apfelsinenplantagen gibt es hier. Wohin das Auge blickt.
Und die Ruine gibt es auch. Und Strand. Hatte ich schon mal die knapp 30 Grad erwähnt und dass wir am Strand gelegen haben? Und dass wir im Meer gebadet haben?
Die Stimmung ist so gut wie schon lange nicht mehr. Hier macht warten auf Pässe und Teile doch mehr Spaß als im regnerischen Istanbul.
Achso, geregnet hat’s auch. Und gewittert. In richtig große Gruppe.

Szene, Anamur, kurz nach Mitternacht:
Solvi und Ronny sitzen auf dem Balkon, direkt gegenüber einer Moschee mit vier Minaretten. Die Bühne wird seitlich von einem großen Strahler des Busbahnhofes erleuchtet. Es gewittert.
Solvi: Kann der Blitz nicht mal den Strahler auf dem Bahnhofsdach ausknipsen, der nervt wirklich.
Ronny: Naja, das Gewitter kommt jedenfalls immer näher.
Blitze zucken und der Donner wird immer kräftiger.
Ronny: Und wenn wir grad dabei sind, würd’ ich mir noch wünschen, dass der Blitz die Moschee ausmacht. Vielleicht nicht nur die Lampen, sondern gleich die kompletten Lautsprecher mit allem drum und dran …
Solvi: Wow, das regnet und stürmt, da unten steht die ganze Straße unter Wasser.
Dann blitzt und kracht es und die gesamte Straßenbeleuchtung ist auf einmal aus. Stromausfall. Kurze Zeit später gehen alle Lichter wieder an. Alle Lichter? Fast. Nur der große Scheinwerfer auf dem Dach des Busbahnhofs bleibt dunkel.
Solvi: Ich werd nicht wieder, das funktioniert! Und jetzt noch die Moschee bitte.
Ein unglaublicher Hieb erschüttert die Bühne, als der Blitz ca. 15 Meter Luftlinie entfernt in den vorderen Turm der Moschee einschlägt, für einen Augenblick ist alles taghell. Die Lichter der Moschee erlöschen.
Ronny: Strike!!!!!!!!!!!!

Auch am nächsten Morgen bleibt die Szene erstaunlich ruhig. Der Muezzin hat offensichtlich keine Lust auf den Turm zu steigen, so können wir ausschlafen und der Elektriker kann seinen Lebensunterhalt heute im Gotteshaus verdienen …

Diese Szene hat sich so ereignet: Das Ganze hat etwa zehn Minuten gedauert und wird ein Leben lang unsere intensivste Erinnerung an Anamur bleiben – wir werden unsere Wünsche ab jetzt nur noch dosiert einsetzen, sowas kann auch in die Hose …

Umzug. Das Hotel Dedehan ist nicht schön. Das Grand Hotel Hermes schon. Und es liegt direkt am Strand. Und es kostet fast das Gleiche. Und das Frühstück ist genau so erbärmlich.

Umzug. Das Hotel Bella liegt direkt hinter dem Hotel Hermes. Die Zimmer sind nicht ganz so schön, dafür gibt’s Internet und Frühstücksbuffet.
Und teuren, dafür aber unglaublich leckeren Fisch am Abend. Und Krabben. (Die sollten unserer Meinung nach lieber weiter im Meer rumplanschen, auf den Tisch gehört sowas nicht.)

Und es gibt um die Ecke Katrin und Ronny. Beide sind vor 19 Jahren nach Anamur gekommen und hängen geblieben. Katrin hilft in Ascans Buffet aus (einem Strandkiosk), weil sie am liebsten da arbeitet, wo es ihr gefällt und der Baba ist schließlich schon 71 Jahre alt und sollte nicht mehr den ganzen Tag Wasser und Cola schleppen müssen, sondern bei einem Schwatz im Teehaus sitzen. Ronny macht dies und das, von Motorräder reparieren bis Hotelbetrieb.
Abends sitzen wir bei einem Tee am Strand und freuen uns alle über Landsleute. Katrin kommt aus Radeberg und sächselt die Türken voll, Ronny hat uns vorhin noch zufällig mit dem Gespann aufgegabelt und zum Busbahnhof mitgenommen. Er ist auf dem Weg nach Zypern und besucht dort einen Freund.

So geht unser letzter Abend in Anamur wie im Fluge vorbei und die Rückreise ist irgendwie total unspektakulär. Nur im Zug gibt es eine kleine Schlägerei. Nebenan brüllt ein Typ seine Frau solange voll, bis mir der Geduldsfaden reißt und ich ein bisschen mitbrülle. Auf deutsch und in barsch. Dann ist Ruhe.
Jetzt sitzen wir schon wieder in Istanbul, die Moloch ist wieder fit und wir haben nigelnagelneue Pässe mit Visa für Syrien und Solvi ist erkältet.

Aber MORGEN, ja morgen geht’s wieder mit dem Fahrrad los, quer durch die Türkei.

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14. November 2007

Istanbul – Das Tor zu Asien.

Zwölf Millionen Einwohner. Moscheen. Muezzine rufen zu Dutzenden gleichzeitig zum Mittagsgebet. An jeder Ecke will uns jemand etwas ganz besonders außergewöhnliches verkaufen. Überall Menschen. Sexy gekleidete Frauen, dazwischen solche, die völlig vermummt als Schatten über die Straße huschen.
Schwer zu beschreiben, wie sich all das anfühlt, nach den letzten Tagen in unberührter Natur.
Hier gibt es so viel zu sehen, zu hören, zu riechen und zu spüren, dass wir völlig erschlagen sind. Istanbul ist wunderschön, wenn die Sonne scheint.

Und total deprimierend, wenn es regnet. Der Nachmittagsverkehr ist schon fast wieder lustig, alle Strassen verwandeln sich zu Parkplätzen. Von Fahren kann wirklich nicht die Rede sein, wir haben immer das Gefühl, schneller zu Fuß unterwegs zu sein.
Wir nehmen das Boot und fahren rüber nach Asien. Jawoll, Asien. Komisch, erstmal fühlt sich das gar nicht anders an als Europa. Wir sitzen auf einer Bank in der Sonne und sehen den Anglern zu, hinter uns ein Teeny-Pärchen. Dann kommt die Polizei und stellt die beiden beim Händchenhalten. Auf frischer Tat. Es setzt Schellen. Für beide. Fünf Polizisten umringen zwei verliebte Kids und einer schlägt die beiden ins Gesicht. Das geht richtig tief rein. So lapidar die Szene auch gewesen sein mag, in mein Weltbild passt diese Willkür einfach nicht. Die laizistische Türkei. Auf dem Papier vielleicht.

Einen Vormittag lang beschäftigen wir uns ausschließlich damit, herauszufinden, dass es NICHT!!! möglich ist, in der Türkei ein Syrienvisum zu bekommen. Der Grund wird zur Farce. Herr Schulz vom deutschen Konsulat erklärt uns nonchalant 20 Minuten lang, dass der [ACHTUNG, JETZT KOMMTS!!!] „bürokratische Aufwand zu groß“ sei, uns ein Empfehlungsschreiben auszustellen und dass wir unsere Reisepläne noch mal überdenken sollten. Den Nebensatz „Georgien ist doch auch ganz nett!“ hat er nur unbeschadet überstanden, weil eine Panzerglasscheibe zwischen uns war. Ich hätte dem Idioten am Liebsten den Hals rumgedreht. So was Dämliches wie dieses arrogante Ar... hab ich schon lange nicht mehr erlebt.
Egal, wir werden nach Syrien fahren. Dank der phantastischen Unterstützung zuhause werden wir uns unsere Visa schon besorgen. Danke, lieber David!

Ein anderer Fakt wird uns allerdings jetzt klar. Durch die neue Verfahrensweise der deutschen Behörden, benötigte Papiere nicht mehr auszustellen und auf die Vertretungen in der BRD zu verweisen, wird unsere geplante Reiseroute sehr schwierig werden. Mal sehen. Jetzt werden wir erstmal eine kleine Türkei-Rundreise mit dem Zug unternehmen und auf die Ersatzteile für unser Tandem warten.


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Bulgarien

Der Djerdap Nationalpark entlässt uns fast unvermittelt. Die Berge weichen binnen weniger Kilometer weit zurück und geben den Blick auf sanft welliges Gelände frei, wir sind in Negotin. Da wieder eine Grenze ansteht, sparen wir uns unnötige Abenteuer im Zelt und nehmen das erste Haus am Platz. In einem ziemlich runtergekommenen Hotel reparieren wir abends notdürftig das Hinterrad (Sieht nicht sonderlich gut aus.) – mitten in der Lobby und unter den Augen eines fachkundigen Polizisten sowie eines ziemlich suspekten Sicherheitsbeamten. Wenn hier mal nicht der Bock zum Gärtner gemacht wurde... Aber alle sind total nett und als mir nach Bier zumute ist, lässt es sich der Polizist nicht nehmen, mich im Lada zum Späti zu fahren. Kommentar: „Dangerous city at night...“ Okay, schon verstanden, vielen Dank.
Serbien zu verlassen fällt uns schon ein bisschen schwer, einzig die Hoffnung auf besseres Wetter treibt uns gerade voran. An sich waren wir viel zu kurz hier, wir hätten uns gern noch Sargan angesehen, dort hat Emir Kusturica einen großen Teil seines Filmes „Underground“ gedreht. Die Kulisse mit der Schmalspurbahn muss phantastisch sein. Hier also als Tipp für Balkanfans.
Wir werden bestimmt irgendwann mal wieder herkommen, wenn im Gebirge nicht schon zwei Meter Schnee liegen...

Bulgarien empfängt uns eher trist. Kaum zu glauben, dass wir wieder zurück in der EU sind. Bisher haben uns gelegentlich Autos überholt, jetzt überholen wir erstmal zwei Pferdefuhrwerke, die hier immer noch das alltägliche Transportmittel für die Landbevölkerung darstellen.
Es gibt in den Dörfern sprichwörtlich niX. Keine Geschäfte, kaum Menschen. Diejenigen, die uns am Straßenrand begegnen, reagieren eher zurückhaltend, höchstens ein Kopfnicken zum Gruße lässt sich Ihnen entlocken. Egal, wir wollen eh zurück zur Donau.
Völlig verblüfft hat uns dann doch die perfekte, niegelnagelneue Strasse, die uns in atemberaubendem Tempo Richtung Vidin begleitet. Diese Abfahrt ist der gerechte Lohn für die letzten Stunden; die ganze Zeit geht es so sanft bergauf, dass wir uns stellenweise gar nicht erklären können, warum das Radfahren an diesem Tag so anstrengend ist.
Vidin ist nicht schön. Eine Provinzmetropole, geprägt von Industrie und Plattenbau. Also nichts wie weg hier. Die Schlafplatzwahl war wieder mal genau richtig. Wir haben uns für „auf dem Hügel“ entschieden, am nächsten Morgen weckt uns der Hall von Schüssen... Unten im Tal werden Fasane gejagt.
Der Weg soll uns in den nächsten Tagen weiter an der Donau entlang und dann irgendwann Richtung Süden in die Türkei führen.
Aber es kommt alles ganz anders.

Szene: Lom. Provinzkaff an der Donau. Baustelle. Ein netter Mann zeigt uns eine Umleitung, die nicht wie eine Rampe bergauf geht. Wir entdecken den Hafen.
In einem kleinen Park wähnen wir uns vor den recht rücksichtslosen Automobilisten in Sicherheit. Es radelt sich so halbwegs dahin.
Solvi: „Willst du wirklich da lang?“
Ronny: „Klar, das ist doch ein Mountainbike.“
Vorsichtig fahren wir den Weg entlang, gelegentlich ist auch Asphalt um die Löcher herum auszumachen.
Es macht noch ein komisches Geräusch und ...
Solvi: „Nee, oder?“
Ronny: „§%#“$°!!!“ [Der Anstand verbietet den an dieser Stelle verwendeten Ausdruck.]

Der Zug kommt zum Stehen, hektisch wird der Luftdruck im Hinterreifen verringert.
Man betrachtet die schon wieder zerbröselte Felge. Es wird geraucht. Die Sonne scheint.

Der Mensch im nächsten Laden entpuppt sich als Computerbastler. Sogar mit Internet. Der Fahrradhändler, zu dem ich dann gefahren werde, schmeißt gerade lauthals eine Frau aus der Werkstatt, die nicht verstehen will, dass sie einen neuen Reifen braucht. Leider kann er uns aber nicht weiterhelfen, sein Sortiment ist eher bescheiden.
Solvi hat inzwischen im Computerladen Plan B rausgekramt und uns einen Zug in die Hauptstadt rausgesucht. Wir fahren also wieder mit der Bahn. Fahrkartenkauf mit Aufmalen und Händen und Füßen klappt problemlos. Wir bekommen von einem netten Menschen, der später Nicola genannt wird, Kaffee angeboten. Seinen eigenen. Als ich loslaufe, um Satisfaktion in Form von zwei Flaschen Bier zu organisieren, wird es hektisch. Ein Pfiff. Der Zug soll losfahren.
Es wird diskutiert. Solvi und Nicola können den Schaffner davon überzeugen, dass es besser wäre, noch zu warten, bis ich wieder da bin.
Im Zug wird dann getrunken. Und mit Händen und Füßen klappt auch wieder die Völkerverständigung. Nicola bekommt mein Halstuch geschenkt, wir seinen Schnaps und Erdnuesse.
Irgendwann beginnen Fußballfans zu singen, die Polizei tritt auf den Plan und kontrolliert auch gleich noch unsere Pässe. Schon klar, Ihr seid hier die Großen.
Als Nicolai aussteigt, haben wir eine Adresse mehr in unserem Telefonbuch und ein komisches Gefühl angesichts der bunten Nachbarschaft.
Aber die Hools sind ganz liebe – betrunken, aber freundlich. Und ich bekomme direkt einen Fan-Schal als Ersatz für mein Halstuch. Was für’n Spaß.

Abends um zehn in Sofia anzukommen ist dann eher nicht so nett, wir haben aber Glück und finden direkt am Bahnhof eine kleine Pension, die relativ ruhig und günstig ist, sodass wir hier drei Tage bleiben und Ersatz für die Felge organisieren wollen. Trotz intensiver Bemühungen will sich unser Tandem hier einfach nicht reparieren lassen, dank Diko aus dem „Out-Site“ Internetcafe bekommen wir zwar alle möglichen Tipps, diverse Stadtrundfahrten fallen dann aber doch immer wieder ernüchternd aus. Hochwertiges Fahrradzubehör ist in Bulgarien nicht so einfach zu bekommen, wahrscheinlich gibt es einfach keine Nachfrage... Radfahrer konnten wir zumindest keine entdecken.
Außerdem ist Sofia wirklich nicht mit dem lebendigen Belgrad zu vergleichen. Grau und trist fällt der Abschied nicht schwer, wir nehmen den Nachtzug nach Istanbul.
Dort erwartet uns ein Hostel, in das wir uns die benötigten Teile schicken lassen wollen. außerdem ist es in Istanbul WARM!!!
Wenn es nicht regnet.

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4. November 2007

Djerdap.

Der Abschied von Belgrad wird uns schließlich doch leicht: Wir wollen endlich wieder auf dem Rad unterwegs sein und freuen uns schon auf das größte Flusstal Europas. Die südliche Vojvodina ist für Radfahrer sehr nett, weil sanft hügelig und vergleichsweise verkehrsarm. Nur offenbaren sich hier die augenfälligsten Probleme Serbiens: Müll und verwilderte Hunde. Zum Teil ragen die Müllberge am Straßenrand als regelrechte Deponien empor, gelegentlich zeigt sich die Szenerie geradezu institutionalisiert: Wird der Berg zu hoch, kommt jemand mit der Raupe und schiebt alles breit.


Die Hunde sind einerseits zahlreich, andererseits relativ klein (relativ zu Bulgarien) und für uns bestand nie wirklich Anlass, ernsthafte Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. Ignorieren reicht.
Landschaftlich ist die Vojvodina durch sanfte Hügel und Ackerbau geprägt, größere Ortschaften gibt es hier nicht. Es radelt sich einfach so dahin.
Am Tor zum Djerdap zeigt sich mal wieder, wie vorteilhaft es ist, mit Rückenwind zu radeln. Wirklich, es zieht wie Hechtsuppe. Der Wind zerreißt die Wolken über den südwestlichen Karpaten und offenbart uns eine schroffe, wilde Gebirgslandschaft. Was für ein Kontrast zu den grünen Hügeln der letzten Tage!

Hier ist schon richtig Herbst, die Laubwälder an den Berghängen präsentieren sich rostig und machen uns klar, hier geht’s jetzt richtig in die Berge. Dass die Straße entlang der Donau nicht immer nur bergab führen würde, war uns natürlich klar, für die nächsten Tage ist bei uns allerdings Achterbahn angesagt. Inklusive 21 Tunnel, die in den siebziger Jahren durch den „großen“ Bruder UDSSR hier in den Fels getrieben wurden.
Straße mit Tunnel ist natürlich für Radfahrer immer doof.
Straße mit Tunnel mit Kurve mit ohne Licht bergauf ist teilweise echt unangenehm.

Da der Verkehr in diesem Teil Serbiens aber praktisch nicht vorkommt, war es aber okay. Nicht auszumalen, was hier los wäre, wenn 200.000 Touristen hier gerade Ihre Sommerferien verbringen würden. Oktober ist eine schöne Reisezeit.

Bis auf 150 Meter wird hier die riesige Donau zusammengedrängt und mit einer Wassertiefe von fast 90 Metern zu einem der tiefsten Flüsse der Welt. Die Landschaft zu beschreiben ist kaum möglich; mit Wanderstiefeln oder einem Fahrrad ausgerüstet gibt es hier volle Breitseite Natur.
Reiz für die Sinne. Flussklima. Der Geruch von Laubwäldern im Herbst. Karstige Felsformationen. Berge, die wie Zähne steil empor ragen. Wolken rasen über uns hinweg. Der Wind rauscht im Laub der Bäume. Die Zivilisation meldet sich nur bruchstückhaft.
Wundervoll.
Lepenski Vir. Eine prähistorische Siedlung. Vor über 8000 Jahren siedelten hier schon Menschen.
Die Fundstücke der Ausgrabungen sind in einem Museum zu bestaunen, wir bestaunen erstmal nur unseren absoluten Supernobelschlafplatz Modell „Leinwandvilla“.
Lage: auf einem Huckel mit garantiertem Donaublick und bereitgestellten „Haus“tieren.
4 Hunde, zwei große, zwei kleine, kein Problem. Nur das Essen kommt diese Nacht mit ins Zelt. Sicherheitshalber.
Die Betreuer der Anlage sind gleichzeitig auch die Bewohner und natürlich sind alle total nett.
Alles ganz normal.

Das riesige Staudammprojekt am „Eisernen Tor“ bildet schließlich den Abschluss des Djerdap, hier wird in der gefährlichsten Schlucht der Donau Wasser zu Strom verarbeitet und gleichzeitig der Flusslauf entschärft. Bereits römische Sklaven zogen hier Handelsschiffe stromaufwärts. Wir bewegen uns auf historischen Wegen.




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Jetzt aber. Belgrad.

Der östlichste Ort des Westens, der westlichste Ort des Ostens.
Der südlichste des Nordens und der nördlichste des Südens.
Das Tor zu Mitteleuropa, die Pforte des Balkans.

Auch für uns.

Die Hauptstadt Serbiens empfängt uns mit offenen Armen, umschlingt uns mit Espresso und Bürek, die Menschen wirken freundlich und aufgeschlossen gegenüber Fremden. Belgrad beeindruckt.
Weniger durch Größe und Architektur, vielmehr durch eine „echte“ Stadt. Hier gibt es keine Touristenviertel als abgeschlossene Bereiche, die von Einheimischen gemieden werden, Belgrad nimmt uns mit in den ganz normalen Alltag, den „Serbian Way Of Life".

Wie selbstverständlich bietet uns der Sicherheitsdienst der Bank, vor der wir stehen, Kaffee an, während ein Passant versucht, via Handy die Rezeption unseres Hostels zu erreichen... Mittwochmorgen in Belgrad, alles ganz normal.

Auf dem Weg zum Hostel fanden wir natürlich einen Fahrradladen, Ihr wisst schon, unsere Hinterradfelge. Drei Stunden später stehen wir im Keller des Ladens vor einem Stapel Mavic Felgen und überlegen, welche uns wohl am besten gefällt, alles ganz normal.
Aber der Laden hat keine Werkstatt, deshalb fahren wir mit dem Taxi zu einem Skiservice und Fahrradverleih, natürlich findet sich unter „diversen“ Dingen ein Zentrierständer und ein Speichenschlüssel. Dazu gibt’s Kaffee und Kippe. Bezahlen? Verlegen deutet uns Nikolin an, das es wohl selbstverständlich sei, zu helfen und dass Gastfreundschaft in Serbien unbezahlbar ist. Alles ganz normal.

Normal ist hier auch der Irrsinn auf den Strassen, Nikolin berichtet von Critical Masses in Belgrad: Täglich bewegen sich 1,7 Millionen davon durch die Stadt. Jeder einzelne eine kritische Masse: je größer, desto stärker.

Belgrad gehört zu den ältesten Städten Europas, da die Stadt in den letzten 1000 Jahren aber mehr als 50 mal durch diverse Kriege zerstört wurde, kann man den einstigen Prunk der Handelsmetropole allenfalls erahnen.



Die Festung Kalemegdan ist bis heute das Wahrzeichen der Stadt, oder vielmehr das, was von Ihr übrig ist. Beim Anblick der riesigen, zerstörten Mauern und Wehranlagen kann man sich ansatzweise vorstellen, mit welcher Brutalität hier gekämpft wurde.

Heute gibt sich Belgrad so wie es ist, auf der einen Seite die Stadt mit Architektur aus den letzten 50 Jahren unter Tito, auf der anderen Seite die Bewohner, die uns mit Ihrem Optimismus und Ihrer mentalen Kraft fast umrennen. Belgrad ist so verdammt freundlich, dass es schon fast unheimlich wird. Wir sind endlich richtig unterwegs.

Prädikat: mehr als empfehlenswert - unbedingt hinfahren und erleben!


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26. Oktober 2007

Slowakei, Ungarn, Serbien

Die Grenze von Österreich zur Slowakei empfing uns mit einer zutiefst unfreundlichen Tankstellen-Omi, ansonsten war unser Abschied von Mitteleuropa recht unspektakulär.

Mit großen Augen wurden wir in der Slowakei empfangen. Bratislava hat uns als nächste Metropole nach Wien so gut gefallen, dass wir gleich dran vorbeigeradelt sind, so ging’s nach nicht mal drei Stunden Slowakei mit ordentlich Rückenwind auf die ungarische Grenze zu. Erst in Mosonmagyarovar gab’s ein Bettchen für uns; im direkten Grenzgebiet zu zelten ist nicht wirklich schlau... Außerdem stand unser Bett direkt über einer der fünf besten europäischen Thermalquellen, da ist die Fußbodenheizung natürlich direkt mit eingebaut. Wer kann da schon widerstehen?

Neuer Tag, neues Glück. Das Wetter meint es gut mit uns. Rückenwind, kein Regen und nachmittags das Interneteiscafe... Rein, ran und uupppsss: schon dunkel!
Also Pension. Kühl und steril. Hier zeichnet sich schon ab, was uns am nächsten Tag unausweichlich passieren wird.

Regen. Nicht so wie zuhause. Guter, ergiebiger ungarischer Landregen. Von durchschnittlicher Stärke und Ausdauer. Dazu versteckt sich unser Weg unter einer 10 cm dicken Schicht, die zwischen weichem Sand und zähem Schlamm wechselt.
So vergeht der Vormittag. Wir sprechen wenig miteinander. Die Stimmung ist gerade nicht ganz so gut. Schließlich findet sich doch noch ein Asphaltband. Und wir haben wieder etwas zu besprechen.

Szene: Der Himmel lässt Wasser auf zwei ziemlich genervte, vollkommen verdreckte Gestalten fallen, die gemeinsam auf einem Fahrrad sitzen, das gerade kaputtgeht. Gelegentlich rauschen Autos an den beiden vorbei, um für möglichst homogenes Aufweichen zu sorgen.
Solvi: „Irgendwas klingt komisch, halt mal an.“
Ronny: „Ich hör nix, sicher?“
Solvi: „Ich merk sogar am Sattel, dass irgendwas nicht stimmt... STOP!“
Der Zug hält mit einer bedenklichen Geräuschkulisse an, beide steigen ab und legen das Rad auf die Seite.
Das Hinterrad wird gedreht.

Ronny: „Solvi, du hörst das Gras wachsen, hier ist nix.“
Solvi: „Wenn ich’s Dir doch sage, irgendwas war ganz komisch, als ob irgendwas schlägt, im Sattel hab ich’s ganz deutlich gespürt.“
Ronny: „Stimmt, hier schleift irgendwas, aber ich seh nix.“
Solvi: „Und jetzt?“
Ronny: „Wir drehen es auf die andere Seite und schaun da nochmal.“
Das gesamte Rad wird auf die Strasse gekippt.
Solvi: „Und?“
Ronny: „Ach du Scheiße! Die Felge ist gerissen.“

Beide begutachten den Schaden, der Luftdruck wird verringert, es wird geraucht.
Die Szene endet mit einem ratlos dreinblickenden, dreckigen, tropfnassen Pärchen, das wieder miteinander spricht.

Jedenfalls hat die ganze Geschichte noch bis zum nächsten Bahnhof gehalten.
In Kisber haben wir dann alles in einen Sandmannzug mit eigenem Fahrradabteil gepackt und sind über Komarom nach Budapest gefahren. Ohne Gepäckwagen, ohne Sitzplätze. Den BOBYak im Klo und das Tandem mit zwei anderen Rädern im letzten Wagen zwischen den Türen eingekeilt, erwartete uns die gute Nachricht, dass direkt am selben Abend noch ein Zug nach Belgrad fuhr.
Da es uns prinzipiell egal war, ob unser Rad in Budapest oder Belgrad kaputt ist, haben wir uns auf die lustige Tour begeben, Fahrkarten nach Belgrad zu kaufen.

Dieselbe Geschichte wie vor zwei Jahren: Wir werden x-mal darauf hingewiesen, dass es NICHT!!! möglich ist, mit dem Zug ein Fahrrad zu transportieren, erst recht kein Tandem.
Am Zug wird dann der Schaffner gefragt, ob das Rad lieber vorn oder hinten rein soll. Vorn ist okay.
Der Rest ist dann unproblematisch, wir haben ein warmes, trockenes Abteil, Bier und Wodka, sogar etwas zu essen.
Nach der Grenze müssen wir für 150 Dinar (2 Euro) ein Fahrradticket kaufen.

So sind wir also mittlerweile in Belgrad, der Perle des Balkans.

Wir werden uns wohl erst wieder aus Istanbul melden, bis dahin viele liebe Grüße an alle!

Ronnz+Solvi



[Hier noch Bilder vom Felgenumbau in der Belgrader Werkstatt Marconi (www.marconi.co.yu)

Und HURRA! Video geht ja auch! Voila: Ronnz beim Neuefelgezentrieren, gleich neben einer Skischleifmaschine. Oder so.]

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